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Der dänische B2B E-Commerce im Vergleich zum DACH-Markt

Bei unserem Besuch der E-Handelskonferencen 2024 in Kopenhagen hatten wir spannende Gespräche mit dänischen B2B-Unternehmen, die vermehrt auf Eigenentwicklungen setzen. Dabei fiel auf, dass niemand der Ansprechpartner wirklich glücklich mit diesen Entscheidungen ist. Viele gaben offen zu, dass sie heute andere Entscheidungen treffen würden, da die Eigenentwicklungen oft mehr Herausforderungen als Lösungen mit sich brachten. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit Erfahrungen aus dem deutschen Markt, wo Eigenentwicklungen anfangs verlockend erscheinen, aber langfristig oft zu steigenden Kosten und Wartungsproblemen führen.

Der dänische B2B-Einkäufer: Wie Entscheidungen getroffen werden und welche Trends den Einkauf prägen?

Laut dem aktuellen Bericht der Dansk Industri sind 72 % der B2B-Einkäufer in Dänemark Führungskräfte, die in den Entscheidungsprozess involviert sind. Interessanterweise gehören bereits 14 % dieser Einkäufer den jüngeren Generationen Z und Y an – ein Trend, der in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Diese jungen Entscheider bevorzugen digitale Lösungen und setzen auf Effizienz und Automatisierung.

Eine der größten Veränderungen, die durch die Corona-Pandemie angestoßen wurde, ist die digitale Transformation des Einkaufsprozesses. 71 % der dänischen B2B-Einkäufer bevorzugen digitale Kanäle, und im Durchschnitt nutzen sie 2,6 Kanäle, um ihre Einkäufe zu tätigen. Dies zeigt eine klare Verschiebung hin zum Self-Service und weg von traditionellen Verkaufsprozessen, die persönlichen Kontakt erfordern.

Wechselbereitschaft aufgrund von Kundenerfahrungen

Ein weiterer spannender Punkt ist die hohe Wechselbereitschaft der dänischen B2B-Käufer. 52 % der Einkäufer haben in den letzten Jahren aufgrund globaler Herausforderungen wie Krieg, Inflation oder Lieferkettenproblemen Veränderungen in ihren Beschaffungsprozessen vorgenommen.

Besonders bemerkenswert ist, dass 35 % der Käufer den Lieferanten wechseln, wenn die Kundenerfahrung nicht ihren Erwartungen entspricht. Dies zeigt, wie wichtig es für Lieferanten ist, nicht nur ein gutes Produkt, sondern auch eine herausragende Customer Experience zu bieten. In der DACH-Region ist der Fokus auf Kundenerfahrung ebenfalls stark, aber die Wechselbereitschaft scheint im Vergleich zu Dänemark weniger ausgeprägt zu sein.

Die digitale B2B-Beschaffung: Status quo.

Der Trend zum digitalen Einkauf ist im B2B-Bereich nicht mehr aufzuhalten. Besonders in Dänemark haben die Käufer erkannt, wie effizient der Einkauf über Webshops sein kann. Laut dem Dansk Industri Dossier nutzen 76 % der Käufer den Webshop, und einer der wichtigsten Faktoren dabei ist, dass Preis- und Lagerstatus transparent einsehbar sind.

Dies ist besonders für komplexe und kundenspezifische Produkte relevant, bei denen der Käufer trotz hoher Komplexität keine Abstriche bei der Benutzerfreundlichkeit und Transparenz machen möchte. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, laufen Gefahr, Käufer an den Wettbewerb zu verlieren.

Liefergeschwindigkeit und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktoren

In der dänischen B2B-Landschaft hat sich ein deutlicher Trend zu schnellen Lieferungen entwickelt. 37 % der Bestellungen werden innerhalb von 24 Stunden geliefert, was die Erwartung an Lieferanten erhöht, eine reibungslose und effiziente Lieferkette zu gewährleisten. Dieser Trend zeigt sich auch im DACH-Raum, allerdings legen dänische Einkäufer besonderen Wert auf Geschwindigkeit, was sie zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor macht.

Zusätzlich spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. 48 % der dänischen B2B-Einkäufer wünschen sich nachhaltige Lieferoptionen, und 34 % möchten sogar, dass der CO₂-Fußabdruck ihrer Bestellungen in den Kaufprozess integriert wird. Nachhaltigkeit wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsparameter – ein Bereich, in dem sowohl der dänische als auch der DACH-Markt zukünftig noch mehr investieren werden.

Eigenentwicklung: Eine verlockende, aber riskante Strategie

Unser Head of Product Development, Daniel Hernet, hat auf der Konferenz einige interessante Gedanken zu den Risiken von Eigenentwicklungen geteilt. Er erklärt:

„Die Tendenz zur Eigenentwicklung kennen wir auch aus dem deutschen Markt. Anfangs klingt es verlockend, aber viele Unternehmen scheitern daran, diese Entwicklung langfristig zu managen. Die Kosten steigen schnell, und plötzlich steht man mit einem unwartbaren System da.“
Daniel Hernet
Head of Product Development

Daniel erwartet, dass dänische Unternehmen, die auf Eigenentwicklungen setzen, langfristig ihre Strategien ändern müssen:

Unternehmen, die auf Eigenentwicklungen setzen, werden es schwer haben, mit der Konkurrenz mitzuhalten, die auf flexible und fertige Lösungen setzt.“
Daniel Hernet
Head of Product Development

Die Tendenz zur Eigenentwicklung ist besonders in Dänemark stark ausgeprägt. Während dies kurzfristig Vorteile bieten kann, stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen bei der langfristigen Wartung und Weiterentwicklung dieser Systeme. Steigende Kosten und der Verlust von Entwicklungspartnern können schnell dazu führen, dass solche Projekte scheitern oder ineffizient werden.

Zukunftsperspektiven im dänischen B2B E-Commerce

Der dänische B2B-Markt entwickelt sich rasant weiter und setzt verstärkt auf Digitalisierung und Automatisierung. Mit dem Generationswechsel in den Einkaufsabteilungen wird der Druck auf Unternehmen steigen, ihre digitalen Plattformen zu optimieren und die Kundenerfahrung in den Mittelpunkt zu stellen. Die Tendenz zur Eigenentwicklung könnte auf Dauer den Fortschritt behindern, wenn Unternehmen nicht offen für externe Lösungen werden, die schneller und effizienter implementiert werden können.

Im Vergleich dazu zeigt sich der DACH-Markt als dynamisch und anpassungsfähig, mit einer stärkeren Bereitschaft, auf bewährte Lösungen zu setzen, die eine skalierbare und zukunftssichere Basis bieten.

Wie wird sich der dänische B2B E-Commerce in den nächsten Jahren entwickeln? Die Digitalisierung und der Fokus auf Kundenerfahrungen werden sicher weiterhin Treiber sein, aber auch die Themen Nachhaltigkeit und Liefergeschwindigkeit werden eine immer größere Rolle spielen.

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